Wer in den USA ein Praktikum absolvieren möchte, der braucht das Nichteinwanderungsvisum „J1“, welches bestätigt, dass der Aufenthalt in den USA auch mit rechten Dingen zugeht. Meines Erachtens hat es außerdem den Zweck, bereits vor einem möglichen USA-Aufenthalt diejenigen auszusieben, die keine Lust und Zeit für das mühsame Visumsantragsverfahren aufbringen können. Denn die Beantragung ist dauert nicht nur lange, sondern es sind auch unzählige Formulare auszufüllen und billig ist das Visum leider auch nicht gerade.
Doch bevor hier
jemand aufgeben will ohne überhaupt angefangen zu haben, dachte ich mir einfach mal ein paar Tipps und Erfahrungen bzgl. der Visumsbeantragung aufzuschreiben:
// 1. WELCHE ANFORDERUNGEN MÜSSEN ERFÜLLT WERDEN? //
Mit einem J-1
Visum dürfen Studenten und Absolventen 12 Monate lang; Berufstätige bis zu 18
Monate lang im Rahmen eines Praktikums in den USA tätig sein. Das J-1 Visum
gibt es in zwei Kategorien:
- „Interns“ – für Studenten an einer Hochschule außerhalb der USA oder Absolventen, die das Praktikum innerhalb von 12 Monaten nach ihrem Studienabschluss beginnen.
- „Trainees“ – für Studienabsolventen, die mindestens ein Jahr Berufserfahrung außerhalb der USA haben oder für Personen, die bereits über 5 Jahre Berufserfahrung verfügen.
Zusätzlich muss das Gastunternehmen in den USA gewisse Anforderungen erfüllen:
- mindesten 5 Festangestellte
- bei weniger als 25 Mitarbeitern oder weniger als 3 Mio. USD Jahresumsatz wird ein sog. On-Site-Visit durchgeführt, der die Gewährleistung einer ordnungsgemäßen
Ausbildung seitens des Unternehmens überprüfen soll
// 2. DIE ERSTEN SCHRITTE //
Das Visum kann
leider nicht selbstständig bei der amerikanischen Botschaft beantragt werden,
sondern vielmehr benötigt man einen sog. Visumssponsor, der den Praktikanten
durch den Antragsprozess führt und mit den Behörden in Amerika vermittelt. Es
gibt einige solcher Sponsoren, u.a. die German American Chamber of Commerce. Eine Liste mit möglichen Organisationen findet
ihr hier.
Ich hatte mich
für „Intrax“ entschieden. Deshalb gründet dieser Artikel nur auf meinen Erfahrungen hinsichtlich der Beantragung eines "Trainee-Visums" durch diese Visumsorganisation.
Aber soviel vorab: Ich kann Intrax uneingeschränkt empfehlen. Bei Fragen wurde mir immer sehr freundlich weitergeholfen und die Visumsbeantragung ging auch recht zügig. Ein weiterer Vorteil: mit den Intrax-Mitarbeitern kommuniziert man auf Deutsch, was den Antragsprozess natürlich zusätzlich erleichtert.
Aber soviel vorab: Ich kann Intrax uneingeschränkt empfehlen. Bei Fragen wurde mir immer sehr freundlich weitergeholfen und die Visumsbeantragung ging auch recht zügig. Ein weiterer Vorteil: mit den Intrax-Mitarbeitern kommuniziert man auf Deutsch, was den Antragsprozess natürlich zusätzlich erleichtert.
Der erste Schritt
war dabei die Anmeldung im Online-Portal von Intrax. Dort sollte man zunächst einige Informationen in vorgegebenen Formularen ausfüllen, z.B. bzgl. der eigenen Person,
der Praktikumsfirma und dem geplanten Aufenthalt in den USA. Weiterhin mussten
einige Dokumente hochgeladen werden, u.a. ein CV, das Abschlusszeugnis der
Universität, ein Nachweis über ausreichende (mind. $ 1000 monatlich)
finanzielle Mittel (entweder eine Bürgschaft der Eltern oder ein entsprechendes
„Financial Statement“ der Bank) sowie die zu unterschreibenden AGB von Intrax.
// 3. FORMULARE ÜBER FORMULARE //
Waren erst einmal
alle Dokumente hochgeladen hieß es: warten. Denn nun
war der Praktikumsgeber an der Reihe, der das DS-7002 Formular auszufüllen hatte.
Dies ist ein „Training Plan“, in dem der Praktikumsgeber verschiedene Angaben
zur geplanten Ausbildung machen muss.
Sobald alle nötigen
Informationen und Dokumente zusammengetragen waren, wurden diese an das Intrax Hauptbüro
in den USA weitergeleitet. Dieses benötigte dann ca. 5 Wochen, um – was auch
sonst – ein weiteres Formular, das DS-2019, auszufüllen.
Während dieser Wartezeit musste man die
Visumsgebühr an Intrax zahlen. Die Kosten sind je nach Aufenthaltslänge gestaffelt und reichen von 690 € für einem Monat bis hin zu 1040 € für 12
Monate bzw. bei Trainees bis zu 1250 € für 18 Monate. Das ist ein stolzer
Preis, wenn man bedenkt, dass alles was man bis dahin getan hat, das
Ausfüllen von Formularen war.
Inbegriffen in diesem Preis ist bei Intrax allerdings
bereits die sog. „Sevis“-Gebühr von $ 180, die andere Visumsorganisationen
teilweise nicht übernehmen.
Zusätzlich musste man dann noch mit einem Intrax-Mitarbeiter
ein Telefoninterview auf Englisch führen, damit dieser ausreichende Englischkenntnisse
für einen USA-Aufenthalt „testen“ konnte. Vor diesem Interview braucht man
absolut keine Angst haben! Es wurden lediglich ein paar Fragen bzgl. des
geplanten Aufenthalts gestellt, total locker und überhaupt nicht schlimm. Wer
sich darauf vorbereiten will, der kann sich im Voraus bspw. zu folgenden Fragen etwas überlegen:
Wie bist du an dein Praktikum gekommen?
Warst
du schon einmal in Amerika?
Wo wirst du wohnen?
Was versprichst du
dir von deinem Praktikum in den USA?
// 4.
BOTSCHAFTSTERMIN //
Sobald man dann
das DS-2019 per Post erhalten hatte, konnte man zur nächstgelegenen amerikanischen
Botschaft fahren. Den Botschaftstermin darf man leider nicht sausen lassen,
sondern muss persönlich in einer der amerikanischen Botschaften (Frankfurt,
Berlin oder München) antanzen, um dort mit einem der Konsularangestellten ein
kurzes Interview zu führen. Ich nehme mal an, dass dies auch dazu dienen soll,
einen letzten persönlichen Eindruck des Einreisenden vor der Ausstellung des
Visums zu erhalten.
Den
Botschaftstermin konnte man bereits einige Tage zuvor im Internet vereinbaren.
Die Wartezeiten auf einen Termin variieren je nach Andrang, können allerdings auf dieser Seite vorab eingesehen werden. Allerdings musste man vor der Terminvergabe auch hier noch einmal ein Formular (DS-160) online
ausfüllen und ein Passfoto hochladen, das speziellen Vorgaben der Botschaft entsprechen muss.
Bevor ich zur
Botschaft gefahren bin, hatte ich selbst im Internet nach Informationen
gesucht, wie man sich am besten auf diesen Termin vorbereiten kann. Dort las
ich solche Hiobsbotschaften wie „eine Wartezeit von 4 Stunden“, „nehmt ein Buch mit um die Zeit zu überbrücken“, „sehr unfreundliche Beamte“.
Aber wie sich – zumindest in meinem Fall - herausgestellt hat: alles Humbug!
Ich traf ca.
zwanzig Minuten vor meinem Termin bei der Botschaft in Frankfurt ein. Dort muss
man nach einer kurzen Anmeldung durch die Sicherheitskontrolle, die
vergleichbar mit einer solchen an Flughäfen ist. Einige Gegenstände sind
verboten und dürfen schon gar nicht mit in die Botschaft genommen werden, dazu
gehört neben den logischen Dingen wie keine Waffen, Messer etc. allerdings auch
das Handy und andere elektronische Geräte. Ich selbst bin gleich ohne Tasche oder
sonstigen Schnickschnack (kein Schmuck etc.) dort aufgeschlagen und hatte nur
die notwendigen Dokumente in einer durchsichtigen Mappe mitgenommen.
Einmal in der
Botschaft angelangt, findet man sich in einem großen Wartesaal mit zahlreichen
Sitzplätzen sowie diversen Schaltern wieder. Nach einer kurzen Anmeldung ging
es zum ersten Schalter, an dem eine Angestellte elektronische Fingerabdrücke erstellte und meine mitgebrachten Dokumente inspizierte. Fragen zu
meinem Aufenthalt wurden mir hier noch nicht gestellt.
Sodann schickte sie mich zum nächsten Mitarbeiter an einen anderen Schalter. Als ich dort ankam begrüßte dieser mich freundlich auf Deutsch und switchte dann ins Englische. Er stellte mir einige Fragen zu meiner bisherigen beruflichen Erfahrung und wie lange mein Praktikum in Amerika dauern würde. Tja und dann gab er mir noch ein freundliches „Your visa has been approved“ mit auf den Weg und das war’s dann schon! Unfassbar, ich war insgesamt vielleicht 15 Minuten in der Botschaft.
Sodann schickte sie mich zum nächsten Mitarbeiter an einen anderen Schalter. Als ich dort ankam begrüßte dieser mich freundlich auf Deutsch und switchte dann ins Englische. Er stellte mir einige Fragen zu meiner bisherigen beruflichen Erfahrung und wie lange mein Praktikum in Amerika dauern würde. Tja und dann gab er mir noch ein freundliches „Your visa has been approved“ mit auf den Weg und das war’s dann schon! Unfassbar, ich war insgesamt vielleicht 15 Minuten in der Botschaft.
Natürlich habe
ich keinen Vergleich und kann nicht sagen, ob ich an diesem Tag vielleicht auch
einfach nur Glück hatte. Möglicherweise benötigt man für ein "Intern-J-1-Visum" auch länger als für das "Trainee-J-1-Visum". Aber nach meiner Erfahrung braucht man sich um den
Botschaftstermin absolut keine Sorgen zu machen. Durchweg alle Mitarbeiter waren
sehr freundlich und viele wollten dabei partout kein Englisch sprechen.
Das Visum wurde
mir sodann per Post zugeschickt und erreichte mich drei Tage später.
Das Einzige was
dann noch fehlte war der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung, die man
Intrax einen Monat vor Praktikumsbeginn vorlegen muss. Diese Versicherung muss
ganz bestimmte Anforderungen erfüllen. Ich hatte mich für die „Educare World“-Versicherung
der Dr. Walter GmbH (42 €/Monat) entschieden. Diese wurde auch von Intrax empfohlen.
Wer bereits bei der Debeka versichert ist, für den besteht die Möglichkeit
etwas kostengünstiger (ca. 33 €/Monat) über die Debeka selbst eine
Auslandskrankenversicherung abzuschließen.
// FAZIT //
Man kann es nicht anders sagen: der Visumsprozess ist leider mühsam und man muss eine Menge Geduld mitbringen. Andererseits hat es natürlich auch einen Grund, warum man sich gerade Amerika als Wunschort für ein Praktikum ausgesucht hat und gerade deshalb sollte man sich vom Visumsprozess nicht entmutigen lassen, sondern diesen vielmehr als notwendigen Schritt ansehen, der mit genügend Vorlaufzeit gut zu bewältigen ist. Insgesamt hat das Visum ca. 1000 € gekostet, doch wer Glück hat findet auch eine Praktikumsfirma, die die Visumskosten übernimmt. Bei dem ganzen Papierkram soll nochmal einer sagen, die Deutschen seien die Meister der Bürokratie.
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