Valencia, Moskau, Istanbul, Hamburg – und das alles in einer Woche!!
Der Job einer Flugbegleiterin klingt nicht nur aufregend, sondern macht tatsächlich auch großen Spaß. Dies hat mir Flugbegleiterin Kathrin während eines Interviews in New York erzählt. Aber lest am besten selbst, was sie schon auf ihren Flügen erlebt hat, wie ihr Alltag aussieht und wie man überhaupt Flugbegleiterin werden kann.
SONJA: Schön, dass du dir ein bisschen Zeit für das Interview genommen hast, Kathrin. Das Leben einer Stewardess stellt man sich – wohl auch diversen Hollywoodfilmen sei Dank – sehr spannend und aufregend vor. Jeden Tag in einer anderen Stadt zu sein, reisen zu können, viele neue Leute kennen zu lernen. Das klingt schon toll. Aber wie ist es denn nun in der Realität?
KATHRIN: Das Bild, dass du da beschreibst, verbinden wahrscheinlich viele mit den Langstreckenflügen, mit denen man quasi die ganze Welt umfliegt. Ich fliege ja "nur" Kurzstrecken, das bedeutet, alles was man innerhalb eines Tages mit Hin-
und Rückflug erreichen kann. Bei uns ist es so, dass wir von der Stadt die wir
anfliegen eigentlich nicht wirklich viel zu sehen bekommen. Wir fliegen hin,
haben dort meist eine halbe Stunde bis eine Stunde Zeit, in der wir das
Flugzeug für den nächsten Flug vorbereiten. Dann kommen auch schon die neuen
Gäste und wir fliegen mit diesen dieselbe Strecke wieder zurück. Im Normalfall
verlassen wir das Flugzeug also noch nicht mal. Spaß macht mit der Job aber
trotzdem, weil ich einfach sehr gerne fliege und viele neue Leute kennen lerne.
Man fliegt z.B. jeden Tag mit einer neuen Crew, wird also täglich mit anderen
Kollegen zusammen gewürfelt. Dabei besteht eine Crew aus 2 Piloten, dem Kapitän
und dem First Officer sowie der Kabinencrew, das sind ein Purser, also der Chef
der Kabine mit seinem Team aus 2 bis 3 Flugbegleitern, je nachdem um welchen
Flugzeugtyp es sich handelt.
SONJA: Bleibt denn da noch Zeit zum reisen?
KATHRIN: Auf jeden Fall und das geht aufgrund von Vergünstigen für die Flugbegleiter
sogar recht billig. Denn als Mitarbeiter darf man „Standby“ fliegen, d.h. man
bekommt das Flugticket für einen günstigeren Preis, kann aber nur dann
mitfliegen, wenn das Flugzeug nicht ausgebucht ist. Gerade für Kurztrips übers
Wochenende eignet sich das natürlich sehr.
SONJA: Wie
sieht eine typische Arbeitswoche einer Stewardess aus?
KATHRIN: Man arbeitet maximal 5 Tage am Stück im Schichtdienst, entweder im Früh- oder Spätdienst. Der Frühdienst beginnt morgens zwischen 5.00 und 6.00 Uhr mit dem Check-In, zu dem man sich mit der Crew am Flughafen zu einem Briefing trifft. Man bespricht die anstehenden Flüge, die Passagierzahl, sog. „Specials“, also bspw. ob Rollstuhlfahrer oder Babys an Bord sind. Und dann geht’s auch schon los. Das Flugziel wird angeflogen und von dort fliegt dieselbe Crew dann auch wieder zurück. Je nachdem, wo man hinfliegt werden am selben Tag auch mal 2 Flugziele angeflogen, z.B. Düsseldorf – London, London – Düsseldorf, Düsseldorf – Wien, Wien – Düsseldorf, da alle Flugziele in relativ kurzer Zeit erreicht werden können. Der Spätdienst beginnt meist zwischen 12.00 und 15.00 Uhr, kann aber auch mal später beginnen, je nachdem wo man hinfliegt.
SONJA: Wohin fliegst du denn überall?
KATHRIN: Wir fliegen in ganz Europa, Nordafrika, auf die Kanaren und nach Tel Aviv. Dabei
kann auch jeder Ort in meinem Monatsflugplan drankommen. Es gibt also keine
Flugbegleiter die bspw. ausschließlich nach Nordafrika fliegen.
SONJA: Und
wie wird man Stewardess?
KATHRIN: Man
durchläuft einen mehrstufigen Bewerbungsprozess, d.h. man startet mit der Bewerbung,
wird dann ins Assessment Center eingeladen, welches aus 3 Stufen besteht. Beim
Bestehen aller Stufen durchläuft man dann eine mehrwöchige Schulung, in der man
auch noch einmal in jeder Woche eine Prüfung schreiben muss. Wenn man dann alle
bestanden hat, hat man es geschafft. Die Ausbildung variiert allerdings von
Airline zu Airline. So kann die Schulung auch länger dauern, bspw. wenn es bei der
Airline mehrere verschiedene Flugzeugmuster gibt oder sich die Lang- und
Kurzstrecken darin unterscheiden, dass es neben der Economy- auch noch die
Business- und First Class gibt, für die extra geschult werden muss.
SONJA: Gibt es eine interessante Anekdote von einem deiner Flüge?
KATHRIN: Ja,
eine ganz lustige Geschichte sogar: nach dem Champions League Spiel Madrid gegen
Schalke in Madrid sind wir von Madrid nach Düsseldorf geflogen und der ganze
Flieger war mit Schalke Fans gefüllt. Irgendwann meinte dann einer der
Schalke-Fans zu meinem Kollegen, dass er doch mal bitte Sebastian Kehl ein Bier
von ihm ausgeben solle. Wir dachten uns eigentlich nicht viel dabei, sondern
rechneten eher damit, dass hier nur jemand mit Sebastian Kehl verwechselt
würde. Warum sollte auch gerade Dortmund Spieler Kehl in einem Flieger voller
Schalkefans sitzen? Wie sich dann herausstellte, war es aber tatsächlich
Sebastian Kehl höchstpersönlich, der für Sky das Spiel in Madrid kommentiert
hatte und sich dann erst mal ein kühles Bierchen auf Kosten des Schalke-Fans,
also gerade des Ruhrpott-Rivalen, genehmigen durfte.
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